19.10.2021
Was bedeutet Chinas Engagement in Afrika für Europa?
Gastvortrag von Afrika-Experte Simon Züfle an der Hochschule Flensburg
Von Simon Züfle und Katrin Reil
Chinesische Unternehmen sind schon heute allgegenwärtig in Afrika – und China weitet sein Engagement auf dem Kontinent noch aus. Welche Mythen gibt es über Chinas Rolle in Afrika, wie sieht diese wirklich aus und was bedeutet das für Europa? Simon Züfle, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Doing Business in Africa“ an der ESB Business School, brachte im Rahmen eines Gastvortrags an der Hochschule Flensburg Transparenz und wissenschaftliche Erkenntnisse in die Diskussion.
Der Schwerpunkt des eintägigen Seminarblocks für Studierende aus den Bereichen Betriebswirtschaftslehre, Energie- und Umweltmanagement sowie regenerative Energietechnik lag auf dem ökonomischen Engagement Chinas in Afrika und dessen Implikationen für den afrikanischen und den europäischen Privatsektor. Seit der Gründung des „Forum on China-Africa Cooperation“ (FOCAC) im Jahr 2000 haben sich die sino-afrikanischen Beziehungen intensiviert. Dies wurde durch die Verkündung der Belt and Road Initiative (BRI) im Jahr 2013 noch weiter verstärkt. Heute ist China ein zentraler Handelspartner, Investor und Kreditgeber vieler afrikanischer Länder.
„Während man in der wissenschaftlichen Debatte viele Studien zum ökonomischen Engagement Chinas in Afrika findet, wird deutlich, dass die Rolle des Privatsektors im chinesischen Afrika-Engagement bislang unterberücksichtigt ist“, führte Züfle aus. Gemeinsam mit den Studierenden vollzog er das chinesische Engagement in Afrika nach und beschäftigte sich mit den institutionellen Kanälen FOCAC und BRI.
Auch künftig sieht Züfle in diesem Forschungsbereich großes Potenzial: „Anhand von Fallstudien ist es möglich, zentrale Investitionsprojekte Chinas in Afrika zu untersuchen und zu überprüfen, welche Geschäftspotenziale es für den lokalen afrikanischen sowie den europäischen Privatsektor gibt.“
Die ESB Business School ist Teil des Clusters „Wirtschaftswissenschaftliche Afrikaforschung“, der vom Deutschen Bundestag finanziert und von den Bundesministerien für Wirtschaft bzw. Finanzen gefördert wird. Das Forschungsprojekt „Doing Business in Africa“ (DBA) unter Leitung von Professor Dr. Philipp von Carlowitz fokussiert sich auf das privatwirtschaftliche Engagement in den Märkten Subsahara-Afrikas. Grundverständnis ist, dass die Aktivitäten des Privatsektors das Potenzial in sich tragen, die Entwicklung in afrikanischen Ländern voranzubringen.
Das Forschungsinteresse von DBA liegt auf der Identifikation von Erfolgsfaktoren für den Markteintritt, die Marktbearbeitung sowie einzelne operative Aktivitäten. Ziel der wissenschaftlichen Beschäftigung ist es, profitable Geschäftsmodelle für afrikanische Märkte zu entwickeln, die auch positive soziale und ökologische Konsequenzen mit sich bringen. Das Forschungsprojekt verfolgt einen Go-to-market Ansatz entlang der gesamten Wertschöpfungskette (u.a. Produktion, Logistik, Marketing und Vetrieb) und leuchtet einzelne Elemente eines Geschäftsmodells wie Ertragsmodelle, Partnerwahl und Kooperationen aus. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).
DBA strebt neben der Generierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen den Wissens- und Praxistransfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Privatwirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Hochschullehre an. Dadurch soll die wissenschaftliche und öffentliche Debatte in Deutschland um das privatwirtschaftliche Engagement in Afrika befeuert werden.